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Radreise – Mit dem Fahrrad von Südtirol nach Venedig

Mit dem Fahrrad nach Venedig. So eine Reise habe ich noch nie durchgeführt. Es war diesmal ein Aktivurlaub, bei dem der Urlaub praktisch per Schweißarbeit erradelt wurde. Alle Orte wurden mit dem Fahrrad erreicht und somit habe ich eine Menge Erlebnisse und Eindrücke einfangen können. Insgesamt war es viel besser als so ein Pauschalurlaub von der Stange.

Am 01.05. wurden die Räder aufs Auto geschnallt und zum Ort Brenner (Brennero), der erste italienische Ort hinter der österreichischen Grenze am bekannten Brennerpaß, gebracht. Günstig getankt habe ich wie immer in Österreich. Gewinn habe ich allerdings kaum gemacht, da der Haverl-Kaffe mit Stabl und Deckl die Ersparnisse fast ausgeglichen hat. Da ich zu geizig war, die 8 € Maut für die Brennerautobahn zu zahlen, bevorzugte ich die Alternative über die alte, kurvenreiche Brennerbundesstraße, die im Ortskern von Innsbruck beginnt. Wir wurden für den kleinen Umweg mit super Panoramen und etwas mehr Fahrspaß belohnt. Nach etwa 40km Serpentine stellten wir das Auto für die nächsten 8 Tagen in Brenner ab, schnallten die Räder vom Auto und los ging sie, die Fahrradtour Richtung Venedig.

Gleich zu Beginn hatten wir den größten Höhenverlust von 1.388m auf 952m auf 22km Strecke. Sterzing (Vipiteno) war zu erreichen, und das ging schnell. Nach der langen Autofahrt wollten wir an diesem Tag nicht allzuweit fahren und so waren die 22km auf dem neuen Radweg, auf einer ehemaligen Bahntrasse, schnell abgerollt. Unterwegs kam uns Frederik entgegen, ein Landstreicher der mit einem klapprigen Rad mal nach Bozen, dann mal nach Wien fährt. Ein echt verrückter Typ der nur auf sein Bauchgefühl hört. Aber coole Tipps zur Umgebung hat er uns gegeben. Das war echt ein lockeres und lustiges Gespräch und hatten mit den ersten südtirolerischen Vokabeln zu kämpfen.

Es ging weiter durch die herrliche Landschaft Südtirols. Das 4*-Hotel „Der Schwarzer Adler / La Aquila Negra“ war am Markt schnell zu finden. Schnell genug um vor dem ersten Wolkenbruch noch trocken einzuchecken. Nach dem Regenguss besichtigten wir das charmante Städtchen Sterzing. Sprachbarrieren gab es nicht, da in Südtirol mehr Deutsch als Italienisch gesprochen wird. Nach dem Champions-League-Spiel Bayern gegen Barcelona war Tag 1 vorbei.

Die Touren habe ich mit der App RunKeeper mitgetrackt. Es war die erste Bewährungsprobe für mein Google NEXUS 4, dass gut mit Akku und GPS-Peilung den Strapazen entgegenhalten konnte. Hier ist der erste Track (Brenner->Sterzing)

Bozen (Bolzano) war das Ziel des 2. Tages. Wir holten unsere Räder aus dem sicheren Skikeller, machten sie reisefertig und radelten über einer sehr hügeligen von kleinen Dörfern geprägten Gegend nach Brixen. Mit dem Gepäck und den knackigen Steigungen war es schon sehr mühselig in die Pedale zu treten. Stets folgten wir seit Brenner dem Lauf des Flusses Eisack (Isarco). Unterwegs mussten wir mit unseren Rädern über Geröll, Überbleibsel von Hangmuren (Erdrutsche), klettern. Trotz dass der Radweg eigentlich wegen Räumungsarbeiten gesperrt war, konnte uns das nicht aufhalten. War ärgerlich, aber interessant zugleich. Kurz vor Brixen begann eine neue Vegetationszone. Satte, weiße Apfelblüten blendeten das Auge, Gelber Löwenzahn wurde wahrgenommen und die ersten Weinstöcke sprossen empor. Die Landschaft nahm man mit Auge und Riechkolben war. Tulpen und Wiesenpflanzen machten alles bunt. Es sah ganz nach Frühling aus.

In Brixen angekommen aßen wir zur Stärkung am gepflegten Marktplatz lecker Eis. Der weitere Verlauf der Tour wurde entspannt entlang der reißenden Eisack zurückgelegt. Das 3*-Hotel in der Fahrradstadt Bozen lag direkt in der City und war nach dem Tageskilometerstand von 78km erreicht und sind auf 261m über dem Meer gelandet. Mit Deutsch kommt man ab hier nicht mehr so weit, da der italienische Anteil ab hier stark zugenommen hat. Ab hier ging es mit Englisch und Italienisch problemlos weiter. 🙂 Nach Stadtbesichtigung durch die Einkaufsmetropole Bozen, Calzone, Haxe und polnischem Bier war der 2. Tag dann auch passé. Direkt nach der Rückkehr ins Hotel, begann wieder Platzregen. Das war uns dann aber wieder egal.

Track des 2. Tages (Sterzing->Bozen) bei RunKeeper.

Einer der schönsten Landstiche, das Trentino, erwartete uns am 3. Tag. Zunächst aber mussten wieder die Sachen gepackt werden und etwa 20km durch das Bozener Gebiet zurückgelegt werden. Wir radelten an der Eisack, die hinter Bozen zur Etsch (Adige) wurde, unter „azuro“-blauen Himmel prasste die Sonne gnadenlos auf die Plätte. Der erste richtige Sonnenbrand machte sich bereits am frühen Morgen schon bemerkbar. Etliche, beinahe unzählbare Rennradfahrer waren unterwegs und mussten darauf achten, dass wir nicht von ihnen plattgefahren werden.

Nach der Eingangspforte des Trentinos bewunderten wir die zahlreichen Obst-und Weinplantagen auf bemerkenswert sehr guten Radwegen. Das Tal zwischen den Felswänden wurde immer breiter. Trotz dass die Strecke beinahe eben war, herrschte ein immer stärker werdender Wind aus Richtung Süd (Gegenwind!). Kurz halt konnten wir an den zahlreichen Trinkwasserstellen machen, bei denen auch meistens Schattenplätze angeboten wurden. Wir folgten der Etsch über die größere Stadt Trient (Trento), nahmen einen kleinen Nudel-Snack bei der Radfahrertanke Bici-Grill vor Rovereto ein und verließen die Etsch-Schlucht hinter Rovereto in Richtung Mori, Riva del Garda. Ab da ging es steil hoch über den Passo die San Giovanni. Oben angekommen sahen wir in Loppio den durch Tunnelarbeiten trockengefallenen See. Jetzt ist es ein Biotop. Nur noch durch das Weinbaufeld geradelt, schon sah man von oben den Gardasee. Ein überwältigendes Gefühl die Strecke geschafft zu haben und als Lohn diesen triumphalen Blick über den Gardasee schweifen zu lassen. In rassender Geschwindigkeit ging es nach Torbole, zum ersten Ort am Gardasee, hinab. Wir durchkreuzten typisch italienische Steingassen und den Ort Tobole. Nur noch entlang der Uferpromenade und schon war unser Ort, Riva del Garda, erreicht. Nach dem Einchecken und dem Regen-und Gewitterschauer, besichtigten wir Riva. Wärme, die Hauptstraße einer Allee aus Palmen und die Marina ließen Riva wie Miami erscheinen. Hier ist es wirklich schön! Auch nach einer Tagesetappe von 113km. 🙂

Track des 3. Tages (Bozen->Riva del Garda) bei RunKeeper

 

Der nächste Tag bricht an. Es ist bereits der 4. Tag der Tour und die Sonne zeigt bei wolkenlosem Himmel wieder ihre beste Leistung. Das ist nicht ganz so hilfreich wenn man schon wegen dem Sonnenbrand so aussieht wie ein gekochter Hummer. Da wir schon sehr früh aufbrechen mussten, war das Hotelpersonal so nett Frühstück am Abend schon ins Zimmer zu stellen. Das Hotel hatte nur 2-Sterne, aber trotzdem sehr komfortabel, sehr sauber und preisgünstig. Ich kann das Hotel Benini absolut weiterempfehlen, auch wenn es 2 km vom Ortskern entfernt liegt.

Strecke (Hotel->Ortsmitte/Anlegestelle) habe ich mit RunKeeper aufgezeichnet.

Ziemlich früh machten wir unsere Räder fertig und radelten zum Ortskern von Riva del Garda zur Anlegestelle um zunächst Tickets für die Gardasee-Längsüberquerung nach Sirmione zu Ordern. Für nur 17,90 € p.P. inkl. Fahrrad konnten wir die 4,5-stündige Überfahrt genießen. Schlafen konnten wir dabei kaum, da der Dampfer jeden kleineren Ort anfuhr und der Kapt’n immer paarmal den Ort ins Mikro brüllte (s.Video).

So fuhr der Dampfer über den Gardasee.

Die meisten Orte entlang des Gardasees sind auf den Hängen erbaut worden. Es sah schon wie im Märchen aus. Je südlicher wir schipperten, desto flacher wurde die Landschaft und bei unserer Ausstiegsstation, die Halbinsel Sirmione, konnte man schon von einer Ebenen sprechen. Ohne Anstrengungen haben wir mit Südtirol, Lombardei und Veneto gleich drei ital. „Bundesländer“ abgeschippert. Beim ersten Betreten von Sirmione war klar, dass wir hier die Fahrräder schieben mussten. Die Plätze und Wege waren durch die vielen einströmenden Touristen sehr eng. Selbst eine halbversenkte Festung stand im Weg. Aber irgendwie machte es als Urlaubsziel aus, denn die Ambiente passte hier wie die Faust ins Auge. Blaues Wasser, Eisdielen mit Seeblick, gepflasterte Steine und die Festung trugen dazu bei. Dann war es 14 Uhr und wir mussten uns so langsam wieder auf unseren Fahrrädern Platz nehmen. Zunächst entlang des Gardasees über das letzte Ausflugsziel des Gardasees Peschiera del Garda mussten wir uns dann ausschließlich entlang einer Schnellstraße bis Verona halten. Nach 40km Tagesstrecke, die ein sehr hügeliges Höhenprofil beinhaltete, war Verona erreicht. Nach einer Stadtbesichtigung fuhren wir am berühmten Amphitheater vorbei und suchten unser 4-Sterne Hotel nach etwa 2km auf. Stärken konnten wir uns in dem großen Supermarkt PEM, der sich im selben Gebäudekomplex befand, wie auch das riesige Hotel. Dort kostete die After-Sun-Repair-Lotion satte 9,10 €.

Per RunKeeper habe ich die Strecke Sirmione->Verona mitgezeichnet.

Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück starteten wir in den 5. Tag. Wir checkten aus und radelten gemütlich mit der Hauptstraße SR11. Vereinzelnd waren Wolken am Himmel und es war heute nicht allzu sehr heiß. Trotzdem wollte ich meine krebsrote Haut vor weiteren Sonnenstrahlen schützen und fuhr die heutige Tagesetappe mal mit meiner Softshell-Jacke ab. In Montecchio Maggiore machten wir bei Mäcces eine Pause und erfrischten uns an frisch gekühlter Coke. Nach angenehmen 48km war dann Vicenza, die vorletzte Station unserer Tour, erreicht. Auch Vicenza haben wir nach dem Check-in in dem genialen 4-Sterne-Hotel „Da Porto“ besichtigt. Es ist eine schöne, nicht vom Tourismus geprägte, italienische Stadt. Aspekte, die typisch für Venedig sind wie z.B. Gassen und das Wappen des Evangelisten Markus in Form des Markuslöwen, waren in Vicenza allgegenwärtig. Eisdielen waren in Abständen von 20m aneinandergereiht. Einer der besten Gelaterien haben wir glücklicher Weise auserwählt. Während der Besichtigung gab es wieder ein Regenguss. Wir haben uns in einer Dönerbude in Sicherheit gebracht und haben dort Pizza gegessen. Wie absurd in Italien beim Dönnermann Pizza zu ordern. 😀 Der Rückweg zum Hotel war leider auch keine trockene Angelegenheit.

Die Radelstrecke Verona nach Vicenza ist auch wieder einmal bei RunKeeper zu finden.

Der letzte Tag der Strampelei ist angebrochen. Direkt nach dem Frühstück griffen wir nach dem Fahrradgepäck, schnallten es auf unsere Räder und los ging sie, die letzte Fahrradtour nach Venedig. Das Wetter war hervorragend. Eher frisch, windstill und es waren etwas mehr als 80km zu erradeln. Es nieselte leicht zu Beginn was mach anhielt erst in Regenklamotten zu starten. Zwischenstation machten wir in der gemütlichen, älteren Stadt Padua (Padova) und hatte da keine Lust mehr auf Regenuniform und fuhr von da an mit meiner Sommerbekleidung weiter. Aber zunächst wurde Padua besichtigt. Über eine poldergleichen Landschaft, wie in den Niederlanden, durchkreuzten wir die kleinen Orte Dolo und Mira ehe wir das Industriegebiet von Venedig erreichten. Neben den dicken Brummis schlängelten wir uns bis zur Brücke, die uns in die Lagune von Venedig führte. Ab da an, grade zu den finalen 3-4km, fing es an stark zu regnen. Klitschnass haben wir unsere luxuriöse Absteige, ein 1-Sterne-Hotel mitten in der Stadt gelegen, gefunden und bezogen. Luxuriös weil es die preiswerteste Unterkunft in Venedig war und unser „Zimmer“ (eigentlich schon Apartment) hatte einen großen Korridor wo wir unsere Fahrräder sicher abstellen konnten, 2 Badezimmer, 4 Betten und genügend Platz für das restliche Zeug. Mehr als ein Spaziergang über den Hochseehafen und der „Fußgängerzone“ sowie ein leckeres italienisches Abendessen waren an diesem Tag nicht mehr drin gewesen. Wir haben uns für den nächsten Tag viel vorgenommen, so dass wir schon früh schlafen gegangen sind.

Die Schlussetappe von Vicenza nach Venedig ist ebenfalls unter RunKeeper dokumentiert.

Die nächsten beiden Tage, 07. und 08.05., gehörten ganz Venedig. Eigentlich hatten wir vor heute mit der Fähre nach Pula oder Porec in Kroatien überzusetzen. Allerdings beginnt die Fährsaison im Juni, so dass wir doch in Venedig blieben. Gleich nach dem Frühstück in einem kleinen Kiosk neben dem Hotel (Essensmarken wurden vom Hotel vergeben), was man zwischen einem Kaffee und jeweils einem gefüllten Cornetto (Hörnchen) auch Frühstück nennen konnte, machten wir uns auf in Richtung Bahnhof Santa Lucia. Sicher ist sicher und haben als erstes Bahntickets für uns sowie unsere Fahrräder geordert für die Rückreise zum Brenner am 09.05. (Christi-Himmelfahrt) geordert sowie die Verbindung ausdrucken lassen. Im Gegensatz zu Deutschland kann man sich hier in Italien noch die Bahnfahrt leisten. Für die ca. 450km lange Reise mit den Rädern brauchten wir nur 30,10 € zu bezahlen. Zum Vergleich kostet das NRW-Ticket annähernd an die 35€ zzgl. Fahrradticket für 4-5€. Eingesteckt und kurze Zeit später wieder Geld losgeworden. Venedig ist halt die Wasserstadt und am besten kann man sich auf dem Wasser per Wassertaxi (Vaporetto) vom Betreiber ACTVfortbewegen. Neben dem Bahnhof Santa Lucia ist die Wassertaxi-Station Ferrovia zu finden und haben gleich in der nächsten Biglietteria (Ticket-Shop) für satte 35€ p.P. Wassertaxitickets für 36 Stunden gekauft. In diesen Tickets war auch die Touristenlinie Vaporetto dell’Arte enthalten. Dazu wollten wir auch die WiFi-Internetnutzung an den öffentlichen Plätzen nutzen. Irgendwie gab es Probleme bei dem Bezahlvorgang. Deshalb würde ich beim nächsten Venedigbesuch die Tickets schon daheim Online auf http://www.veniceconnected.com ordern.

Die erste Fahrt mit der Linie 1 ging einmal über den Canal Grande zum Markusplatz mit dem riesigen Markusdom und den Dogenpalast. Von dort aus schlängelten wir uns zu Fuß zur Rialtobrück, besuchten den legendären Rialtomarkt und fuhren per Vaporetto wieder zurück zur Station Ferrovia. Dort stiegen wir in die Touristenlinie Vaporetto dell’Arte ein und fuhren auf die geschätzte 300x300m große Insel San Giorgio Maggiore. Unterwegs wurde viel von den Palästen, Plätzen, Brücken und Geschichte der Lagunenstadt via Ohrstöpsel erzählt. Nach der Besichtigung der winzigen Insel stiegen wir in die Linie 2 ein und fuhren außen an der Lagune entlang, über das riesige Hafengelände zurück zum Hotel.

Etwas später besuchten wir die gemütliche Osteria Da Poggi an der Hauptfußgängerzone auf. Nach dem leckeren Essen war es draußen auch schon dunkel und wir beschlossen uns eine Nachttour durch Venedig nicht entgehen zu lassen. Diesmal zu Fuß um die meisten Eindrücke einzufangen, passierten wir die Rialto-Brücke und kamen am von Lichtern erstrahlten Markusplatz an. Es war viel los. Viele Leute waren unterwegs und Musik von einer Musikgruppe füllte den riesigen Platz aus. Obwohl es nicht geregnet hatte, wunderten wir uns, warum der Platz plötzlich riesige Pfützen hatte. Schließlich war der Platz am Nachmittag ja noch trocken gewesen. Da wir aber noch die Gullideckel sahen, die sich zentral unter den Pfützen befanden, ist uns direkt das Problem der Stadt bewusst geworden. Venedig, speziell der Markusplatz, ist sehr knapp über den Meeresspiel. Ebbe und Flut lassen dadurch die Pfützen erscheinen oder auch verschwinden. Auch auf dem Markusplatz waren Personen zu finden, die einfach nur Quatsch an die Personen bringen wollten. Schleimfiguren, Propellerschleudern, billige Handtaschen, etc. Ich traute diesen Personen nicht über den Weg. Zu recht. Einer wollte sich von hinten an mich anschleichen. Er hatte sicherlich meine ausgebeulten Jackentaschen im Visier. Als ich es aber bemerkte und mich umgedreht habe, wechselte er sehr auffällig die Richtung. Damit habe ich gerechnet und hatte stets die Hände noch an meinen mit Reißverschluss verschlossenen Jackentaschen. Neben dem überteuerten Cafe Florian orderte ich auf Italienisch noch ein sehr leckeres Stacciatella-Eis und fuhren anschließend mit der überfüllten Linie 1 zurück zum Hotel. Bevor es ins Bett ging, Habe ich mich gegen Mitternacht an der Kanalstufe direkt neben dem Hotel gesetzt und die nächtliche Stimmung von Venedig auf mich wirken lassen. Zwischendurch nutzte ich das kostenfreie W-Lan des Hotels Marte, das bis an der Kanalstufe noch zu erreichen war.

Der letzte, ganze Tag in Venedig ist angebrochen. Heute stand Insel-Hopping auf dem Tagesplan. Direkt nach dem Kaffe mit Croissant ging es los. Ca. 50m neben dem Hotel befand sich die Haltestelle Guglie, stiegen dort in den Vaporetto 4.1 und schipperten nach Murano. Murano ist eine Insel in der Lagune, die Alles auf Glas setzt. Früher, als Konstantinopel von den Römern erobert wurde, wurden die dort ortsansässigen Glasbläser nach Murano bebracht. Heute sieht man die Geschichte noch live. Optisch sieht es noch mit den beiden Kanälen und den Brücken nach Venedig aus, aber jedes 2. Lokal war ein Laden, bei dem man Glasschmuck kaufen konnte. Ich dachte erst, etwas für meine Mum zum nächsten Muttertag mitzubringen. Allerdings konnte ich mich nicht wirklich festlegen, da die Glasketten sich irgendwo zwischen besonders, schick und kitschig befanden. Ich entschied mich dann doch später zu etwas ganz anderem. Danach ging die Reise über die offene See an der Isola San Michele vorbei. Alles ist in Venedig auf See organisiert, auch die Zuständigkeit. Wie z.B. Murano vom Glashandwerk geprägt ist, so ist San Michele die Friedhofsinsel Venedigs. Nächster Stopp war Lido, die längliche, vielleicht größte Insel Venedigs, mit seinem bekannten Sandstand. Anders als in der auf Million von Baumstämmen errichtete Lagunenstadt Venedigs gab es wieder Straßenverkehr. Unweit von der Anlegestelle setzen wir uns dort in einem Linienbus Richtung Pellestrina. Die Fahrt mit dem Übersetzen per Fähre dauerte gut 45 Minuten. Aber das hat sich auf alle Fälle gelohnt. Pellestrina tickt anders. Es ist noch richtig ursprünglich und Touristen verlaufen sich kaum hierher. Auf Pellestrina dominieren die Fischer und sie wohnen in kunterbunten Häusern. Das bunte Schweden ist zu Pellestrina noch eine graue Maus. Da aber zur Mittagspause alle Lokale geschlossen waren, ließen wir noch einen Blick über die Adria schweifen, ehe es wieder per Bus und Fähre nach Lido ging. Nach einem Spaziergang durch Lido schaukelten wir dann per Vaporetto No. 1 zur Rialtobrücke, um in der Nähe nach unserem letzten Abendmahl in Venedig zu suchen. Nach einer leckeren Pizza und Aperol Spritz packten wir unsere Klamotten für die morgige Abreise, die schon früh beginnen sollte

Um 6 Uhr ratterten die Wecker wie verrückt. Wir machten unsere Fahrräder nach langen 3 Tagen wieder reisefertig, klingelten den Portier aus dem Schlaf und checkten aus. Durch Venedig mussten wir die Fahrräder wieder schieben. So früh morgens waren nur noch die Straßenkehrer unterwegs, so dass wir den Bahnhof Santa Lucia sehr zügig erreichten. 40 Minuten vor Abfahrt betraten wir schon unseren Zug nach Verona. Wir waren fast alleine im Abteil und konnten in Ruhe unser Gepäck von den Fahrrädern hieven und die Räder im Fahrradabteil aufhängen (verstauen). Mit dem Gepäck haben wir uns dann im Nachbar-Abteil breitgemacht. Schwarzfahren wäre jetzt bitter, denn vor Abfahrt kam ein lustiger Schaffner vorbei um Tickets zu kontrollieren. Über die Via Liberta verließen wir die Lagune und 2 Stunden tuckerte der Zug über das Veneto. Als wir dann Verona Porta Nuova mussten wir dann 2 Stunden auf den Anschlusszug warten. Da der Bahnhof nicht direkt im Zentrum lag, beschlossen wir uns bei der nächsten Dönerbude einen Imbiss zu nehmen und die 2 Stunden abzusitzen. Frühzeitig erreichten wir wieder den Zug. Fahrräder wurden wieder eingehängt und die Fahrt über die tollste Landschaft dauerte diesmal 3 Stunden an, ehe wir Brennero erreichten. Gegen 15 Uhr fanden wir mein Auto unbeschadet auf dem Parkplatz wieder. Ich habe den Fahrradträger an der Anhängerkopplung montiert, dann darauf die Fahrräder und wir fuhren los in Richtung Süden.

Richtig, den nach Hause wollten wir erst einmal nicht, ehe wir vorher nicht den Jaufenpass bei Sterzing per Serpentine auf 2.000m hinauffuhren und die Almhütte „Jaufenhaus“ besuchten. Ich kann es bestätigen, dass dieser Pass einer der Schönsten seiner Art ist. Etliche 180-Grad-Kehren mussten umkurvt werden und satte Bergpanoramen verwöhnten das Auge. Ganz oben am Jaufenhaus erreichten wir die alpine Baumgrenze und einige Schneefelder hielten uns um eine kleine Schneeballschlacht nicht mehr zurück, einmal wieder Kind zu sein.  Nach einer Stärkung im Jaufenhaus erzählte ich dem Wirt, dass ich gerne über das Timmelsjoch (ca. 2.500m a.s.l.) Österreich annähern wollte und über Sölden dann die Heimfahrt abkürzen wollte. Leider meinte er, dass das Timmelsjoch erst im Juni wieder öffnet und wir wieder zurück über den Brenner Richtung Innsbruck nach Hause fahren müssen. Gesagt, getan. Wir kamen viel an meinem Lieblingsstreckenprofil, kurvige Bergstraßen, in Berührung. Erst ging es über den Jaufenpass, dann über die alte Brennerbundesstraße (nicht die mautpflichtige Brennerautobahn!) bis in den Ortskern von Innsbruck zurück. Nach dem Volltanken ging es dann nüchtern über München, Nürnberg, Würzburg, Dortmund und Recklinghausen wieder nach Hause.

 

Insgesamt war es eine absolut gelungene Reise. Das Fahrrad war die perfekte Verkehsvariante, um das Meiste aus kürzester Zeit zu sehen. Mit den wuchtigen Alpen, das bunt-blühende Trentino, der magisch, blaue Gardasee, Sirmione, Verona und Venedig machten diese Stopps zu einer Reise, die ich sicherlich nie vergessen werde. Kulinarische Genüsse konnten direkt abgestrampelt werden. Mit der italienischen Sprache hatte ich meinen Spaß. So weit es ging, versuchte ich mich in dieser Sprache zu kommunizieren. Vielleicht besuche ich ja auch demnächst ein VHS-Kurs. 😉

Dieser Beitrag wurde erstellt am 13. Mai 2013 von Christian Schwarz (chriz)

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