Lightpainting – Workshop mit Profis
Hä? Wieso denn nun einen Artikel mit dem Titel „Lightpainting – Workshop mit Profis“? Schließlich habe ich doch schon Einiges zu dieser Thematik ausprobiert. Stahlwolle angezündet und sie wie ein Irrer herumgewirbelt (siehe Artikel“Steel Wool Photography“), LED-Ketten durch das Bild gezogen, mit Taschenlampen in der Luft geschrieben und sich bereits an die ersten Domes (siehe Artikel „Domes“) herangetraut.
Alles mit mäßigem Erfolg. Nun wollte ich sehen wie die Profis das machen und habe mich für den Workshop Lightpainting für Anfänger von dem Hamburger Lightpainter-Duo Zolaq (Jenja und Olaf) im Rahmen des Events PHOTO & ADVENTURE intermezzo im Landschaftspark Duisburg-Nord angemeldet.
Da Lightpaining als Thema mich schon länger interessiert und es tatsächlich in einer der angesagtesten Industriedenkmäler stattfindet, musste ich einfach mitmachen.
Lightpainting – Es geht los!
Bevor es in die kalte November-Luft ging um die Lichtfiguren präsentiert zu bekommen, trafen wir uns zu einer Einführungsrunde in die warme Hütte des Deutschen Alpengebirgsverein am benachbarten Klettergarten ein. Dort wurden zunächst bei einem warmen Kaffee die besten Taschenlampen für das Lightpainten aus dem Hause LED Lenser gezeigt. Da ich bereits eine wiederaufladbare LED Lenser P7R besitze, die mit einer Leuchtkraft von bis zu 1.000 Lumen blendet (normale Taschenlampe 100-200 Lumen), weiß ich genau von was die Beiden sprechen. Die ultimative Lightpainter Taschenlampe ist jedoch die LED Lenser P7qc, die zum einen in weiß, rot, blau und grün leuchten kann, aber auch zusätzlich einen Strobo-Effekt bietet. Mit der kleineren und günstigeren LED Lenser T2qc ist auch schon Lightpainting möglich, da diese auch noch sehr starkes Licht austeilen. Wichtig ist, wenn man direkt mit den Lampen etwas zeichnen möchte, dann sollte man die Lichtquelle mit Backpapier oder ähnlichem Material abkleben, da dann die Lichtkanten nicht so hart enden und so ein diffuseres Licht erhält.
Zolaq verfolgt eher den Lightpainting Low Budget-Gedanken für ihre Lightpainting-Tools anstatt Unsummen für High-End-Technik auszugeben. Mich hat zunächst der etwa 400 EUR teure Pixelstick auf der Anrichte irritiert, da dieser eigentlich nicht unter Low Budget fällt. Olaf erklärte sich aber so, dass dieser zu umständlich nachzubauen wäre. Verständlich. Denn der Pixelstick ist mit einigen LEDs bestückt und hat einen Controller der für die LEDs sequenziell ansteuert. Läuft man so einmal durch eine Langzeitbelichtung, so werden die tollsten Lichtbilder auf den Sensor gebrannt. Es ist schon fast Magie. 🙂
Desweiteren wurden verschiedene Aufsätze demonstriert, die sie mit Hilfe von selbstgebauten Adaptern aus Schaumstoff-Rohrisolierung auf die Taschenlampen stülpen. Sie bestanden aus dem ZWEIBRÜDER Cone Signalaufsatz, Glasfaser oder Polycarbonat-Platten. Außerdem wurde schon Mal erklärt, wie man mit einem Fahrradreifen Domes, Licht-Halbkugeln, erschafft.
Nun ging es auf die Hochofenstraße auf der Zolaq zunächst mit Taschenlampen Menschen, kleine Landschaften und Wörter zeichneten. Zuvor sollten wir noch die Grundeinstellung fürs Lightpainting an unseren Kameras einstellen. Diese lagen bei Blende 8 und ISO 100 im Modus „BULB“. Verwendet habe ich mein TAMRON Lieblings-Weitwinkelobjektiv und den Fernauslöser der Firma Yongnuo, dieser leider keine Hold/Bulb-Funktion unterstützt. Nehmt am besten den Funkauslöser der Firma ayex, dann braucht Ihr nicht während der langen Belichtung stetig den Daumen auf dem Knopf zu drücken. Das hat mich total genervt und habe mir den ayex im Nachhinein bestellt. Dieser ist auch für das Timelapsen (siehe z.B. meine Lünen-Timelapse auf YouTube) sehr nützlich.
Diese Menschenbilder entstanden, als Jenja Olafs Konturen mit einer Taschenlampe nachzeichnete. Die bunte Variante entstand durch Peitschenhiebe mit einem Glasfaseraufsatz, die Olaf von Jenja ertragen musste. Ja ja, die beiden verstehen sich gut. 😉
Wir zogen mit unserem Equipment weiter und platzierten uns um eine Nische, in der alte Maschinen standen. Hier erfuhren wir wie die Grundfiguren Domes, Species, Orbs und bunter Nebel zu erstellen sind.
Domes
Domes sind die Licht-Halbkugeln in Bodennähe. Dazu wurde die Lauffläche eines Fahrradreifens mit flachem Profil mit flachem LED-Band versehen. Zolaq hatte dazu noch am Batteriefach einen Funkschalter montiert, so dass man die Lichter schnell und sicher an- und ausschalten konnte. In der Nabe wird eine Stange montiert, so dass das Rad alleine in einem ca. 45°-Winkel stehen bleiben kann. Vor der Aufnahme wird der Reifen so platziert, dass der Reifen auf der kamera-abgewandten Seite den Boden berührt, erst dann werden die Lichter eingeschaltet. Während der Aufnahme rotiert der Reifen einmal im Kreis, bis die LEDs wieder ausgeschaltet werden, sobald der Reifen einmal um die Nabe rotiert ist.
Orbs
Orbs sind Lichtkugeln. Anfangs habe ich eine Taschenlampe genommen, mich um die eigene Achse gedreht und dabei die Taschenlampe auf- und ab bewegt. Dieses sollte man definitiv nicht so machen. Das Ergebnis: Es war eine eiförmige, ungleichmäßige Kugel. Also konnte ich bei dieser Lektion schon wieder etwas lernen. 1. Nehme eine Stange (z.B. eine leichte, dennoch robuste Pflanzenstange) um gleichmäßige Kreise zu ziehen . 2. Rotiere nicht um Dich selbst, sondern um einen zentrierten Punkt am Boden. Es eignet sich ein Teleskopbügel einer Teleskop-Farbrolle an an einer Pflanzenstange mittig anzubringen, denn so lässt sie sich einfach drehen. Die Drehung sollte nicht kontinuierlich erfolgen, sondern immer nur ruckweise, wenn ein Licht am niedrigsten Punkt zum Boden gedreht ist.
Species
Zolaq nennt ihre Lichttierchen Species und verwendeten dafür einen mit LED gestückten Pflanzenring. Dabei hat Jenja den Pflanzenring nur leicht und ruckweise gedreht und ihn durch die Kulisse gezogen. Sie legte dieses Lichttool ab, schaltete die Beleuchtung ab, legte den Ring 1-2 Meter weiter auf dem Boden, schaltete die Beleuchtung wieder an und zog weitere „Lichtschläuche“. So sah es aus, als würde diese Figur in den Boden ein- und wieder auftauchen. Coole Idee! Sie kreieren den Rumpf dieser Kreatur. Der Kopf wurde mit dem Pflanzenring gezeichnet.
Nebel mit Glasfaser
Zu der Kreatur haben Zolaq einen Farbnebel hinzugesellt. Sie haben ihn mit einem Glasfaser-Aufsatz, der bspw. auf einer LED Lenser P7R gesteckt wurde, erstellt. Dabei haben sie damit nur zügig über den Boden gewischt.
Schlagschatten erzeugen Dynamik
Um in der Nische die Maschinen mehr zu betonen und mehr Tiefe ins Bild zu erhalten, kam die Multicolor-Taschenlampe Led Lenser P7qc zum Einsatz. Zunächst wurden die Wände in schnellen Wischbewegungen mit den bunten Farben angestrahlt. Anschließend wurden die Maschinen von hinten angestrahlt, so entstanden die Schlagschatten und machten das Bild dadurch noch interessanter.
Stahlwolle
Nun gingen wir etwas weiter. Es war an der Zeit die Pyrotechnik herauszukramen. Selbstverständlich war ich schon neugierig genug es im letzten Jahr Mal selber ausprobiert zu haben. Mit dem Ergebnis war ich schon sehr zufrieden, aber nun konnte ich aus dem Workshop einige Dinge zur Verbesserung erfahren. Man lernt ja nie aus. Olaf demonstrierte zunächst das Tool. Es war ein metallischer Futterkäfig an einer 1-1,5m langen Kette. Die Kette hatte er an einem Fingerringhandschuh montiert, damit er bei den Kreisbewegungen des Tools den bestmöglichen Gripp hat. Es war soweit. Er positionierte sich in meiner Bildmitte, wir starteten die Belichtung, Olaf zündete die Stahlwolle, am besten die Feine mit dem Merkmal 000, im Futterkäfig an und fing an die Stahlwolle zu rotieren bis sie vollständig erloschen ist.
Nach dem 2. Versuch wickelte Olaf kleine Stückchen Magnesium zur Stahlwolle hinzu. Den zusätzlichen Effekt sieht man direkt auf den Bildern. Das Magnesium leuchtet fast schon im grellen Weiß und fliegt nicht so weit wie die leichte Glut der Stahlwolle.
Pixelstick, andere Sticks und Anderes
Zunächst wurde eine Stange gezeigt, auf der ein Blinklicht auf der einen Seite und ein Starres auf der anderen Seite montiert wurden. Damit konnte man die verschiedensten Formen mit lichtzeichnen. Zum einen ein Orb, der wie ein explodierender Igel aussieht oder eine abgefahrene Röhre sie so aussieht, als würden rote, eckige Ziegelsteine enthalten sein.
Dann wuden uns u.a. die Effekte gezeigt, die man mit den anderen, selbstgebastelten Aufsätze machen kann. Beispiele: Das aus Polycarbonat geschnittene Blade und die schwarzen, rotleuchtenden Glasfasern.
Nun wurde der etwa 400 Euro teure Pixelstick ausgepackt. Durch einfaches durchfahren in der Szenerie werden dann Bilder per LEDs wiedergegeben, die auf dem Speicher des Pixelsticks geladen wurden. Das gehörte aber schon zu dem extravaganten Lightpainting.
Zum Schluss wanderten wir noch zum grünen „Krokodil“, es ist ein grün angeleuchteter Kran im Landschaftspark. Als Abschlussfoto stellte Olaf sich auf der Kante eines Wasserbeckens und wirbelte erneut Stahlwolle und Magnesium herum. Grandios, denn sein Lichtspiel sowie das Krokodil spielten sich perfekt im Wasser.
Als letzten Tipp gaben die beiden uns auf den Weg, dass wir die Augen in Baumärkten offenhalten sollten. Gerade jetzt zum Weihnachtsgeschäft sind Lichterketten und andere Leuchten nicht zu knapp zu finden.