Italien – Fettnäpfchen und das neue Roma (Tag 2)
Endlich konnten wir etwas länger ausschlafen. Gegen 8:00 Uhr begaben wir uns zum Frühstücksbuffet. Zunächst dachte ich, dass es für ein Frühstücksbuffet recht dürftig ist. Der erste Blick erfasste süßes Zeug wie Donats, Mini-Berliner und Minihörnchen. Super, dass die Italiener so ein Süßkram sich früh am Morgen zwischen den Hauern klemmen, aber für mich wäre sowas nichts. Der zweite Blick erwischte zum Glück den zweiten Buffettresen auf dem Brötchen, Toastbrote, Aufschnitte und Aufstriche auf uns warteten. Kaffee, egal ob Cappucino, Espresso, Café Americano, Cáfe Lungo, Café Macchiato oder Café Latte, konnten kostenlos und unbegrenzt frisch von der Barista zubereitet werden. Die Kaffeeflatrate war genau das Richtige für mich. 😉
Nach dem Frühstück und einem wünschenden „Buon Giorno“ waren wir putzmunter und fit für die Eroberung der Stadt. Anders als am Vortag hatten wir nun einen blauen Himmel und Mittags bis zu 18°C zu erwarten. Wir machten uns per Bus und Bahn zum Bahnhof San Pietro auf und gingen den bereits uns bekannten Weg in den Vatikanstaat. Zunächst haben wir zu unseren Familien Post vom Vatikan nach Deutschland versendet. Anschließend stellten wir uns in einer Schlange auf dem Petersplatz an, um in die Peterskirche/dem Petersdom zu gelangen.
Die Schlange war recht lang und waren überrascht, dass es allerdings nur 5 Minuten dauerte, bis wir an der Sicherheitsschleuse standen wo wir auf metallische Gegenstände überprüft wurden. An den lustig gekleideten Wachen der Schweizer Garde kamen wir leider nicht vorbei.
Über ein gigantisches Portal erreichten wir den Petersdom. Gigantisch war darin alles. Die Malereien, die Statueren, der Goldanteil, die Kuppel und der Mittelaltar mit dem Bronzebaldachin unter dem sich die
Confessio des hl. Petrus befindet. Nicht zu verfehlen befindet sich das Grab von Pabst Johannes Paul II gleich nach dem Eingang auf der rechten Seite, wo sehr viele Menschen gebetet haben. Unweit des Mittelaltars befand sich die Statue des hl. Andreas, an dem eine Treppe hintunter führte. Neugierig und
unbeobachtet gingen wir sie hinunter und bemerkten in den Vatikanischen Grotten belangen zu sein. Darin wurden einige Päpste beigesetzt. Dieser Ort hatte eine bemerkenswert spezielle Athmosphäre. Automatisch wurden wir aus dem Petersdom geleitet und setzten unsere Rombesichtigung im Vatikanischem Museum fort, zu dem wir entlang den Mauern
des Vatikans auf die andere Seite des Vatikans laufen mussten. Unterwegs traffen wir wieder auf unzählige Mitglieder der Umbrella-Mafia wieder. Leider hatten sie heute nur Damenhandtaschen aus Plastik, komische Schleimfiguren und Einweg-Sonnenbrillen im Sortiment. Als einer mit Sonnenbrille mich angesprochen hat, fragte ich bei strahlendem Sonnenschein, ob er nicht diese tollen Umbrellas hätte. Er war tatsächlich baff und konnte keine Antwort aus seinen Plastiktüten hervorkramen. Wir gingen weiter, da er schon etwas zorniger wurde und hatten dabei unseren Spaß. 🙂
Wir besichtigten das Vatikanische Museum und die Sixtinische Kapelle, in der die Konklave (die Papstwahl) vollzogen wird. An der Stirnwand befand sich das gigantische Wandgemälde vom Jüngsten Gericht von Michelangelo. Mit stauen haben wir es einige Zeit auf uns wirken lassen. Es ist wirklich ein wahres Meisterwerk!
Nachdem wir einige Ecken des Vatikans besichtigt haben, machten wir uns auf dem Weg in Richtung Stadtzentrum. Mit einem leckeren Eis to go gingen wir am Castel Sant‘ Angelo
(Engelsburg) und an unzähligen Schwarzmarktverkäufern vorbei. Wir haben auch einen Römer beobachtet, der ein etwas anderes Verhalten zeigte. Er ging zu einem Stromkasten, öffnete ihn, nahm eine Jacke daraus, zog sie an und ging weiter. Wir grinsten darüber, gingen eine Weile dem Tiber entlang und etwas später auch darüber. Trotz Vatikanbesuchs nicht über das Wasser, sondern über eine Brücke. 😉
Über kleine, typisch italienische Gassen kamen wir zunächst an einem Trinkwasserbrunnen vorbei. Die Trinkwasserbrunnen sind eine Besonderheit für Rom. Sie sind sehr häufig in der Stadt zu finden und laufen rund um die Uhr. Dort kann jeder unentgeldlich trinken oder seine Trinkflaschen füllen.
Etwas weiter dem Weg entlang kamen wir an einer weiteren Sehenswürdigkeit Roms, dem Piazza Navona vorbei. Neben dem Neptun-
und Vierströmebrunnen war dieser Platz sehr dicht mit Portraitzeichner und Karikaturisten besiedelt. Auf jeden Fall sollte bei jedem Rombesuch dieser charmante Platz ein Muss. Wir haben uns dort sehr wohlgefühlt. Gleich um die nächste Ecke stand das
kolossale Pantheon, dass den größten Kuppelbau der Römer präsentiert. Die gewaltigen Ausmaße des antiken Baus, heute als Kirche verwendet, können nicht von außen so geschätzt werden wie eine Besichtigung von Innen nötig ist. Die gesamte Kuppel von Innen konnte nicht auf einem Foto festgehalten werden.
In süd-östlicher Richtung durch weitere engen Straßenzüge setzten wir unsere Reise durch das „neue“ Rom fort. Später, am Piazza Venezia, mussten einige gefährliche Straßenquerungen überwunden werden. Obwohl die 30 Meter breiten Straßen über Zebrastreifen verfügen, rasen die Autos darüber. In Italien zählt auch die Devise keine Angst zu zeigen (Video:Traffic in Roma). Man muss einfach über die Strasse gehen und sich nicht davon beirren lassen, dass die Autofahrer ihre Autos paar Zentimeter vor den Passanten zum stehen bringen. Daran gewöhnten wir uns mit der Zeit in Rom und konnten auf dem Piazza Venezia das weiße Riesendenkmal von König Vittorio Emanuele II bewundern.
Mindestens genau so prunkvoll war auch der Trevi-Brunnen (Fontana di Trevi) weiter nördlich vom Piazza Venezia gelegen. Der Trevi-Brunnen ist frühestens seit Federico Felinis Film „La Dolce Vita“ eins der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Rom und zugleich romantischster Besuchermagnet der Stadt. Das Plätschern des türkisfarbenen leuchtenden Wassers, das über weißem Gestein geführt und gebrochen wird, kann man schon von weiterer Distanz hören.
Nach einer Pause und einigen geknipsten Fotos am Fontana di Trevi wurde zur Schlussetappe aufgebrochen. An der großen Marc-Aurele-Säule vorbei kamen wir nach einigen Schritten an der wunderschönen Spanischen Treppe vorbei. Die Spanische Treppe ist ebenso ein Besuchermagnet. Der Beleg dafür waren die unzähligen Menschen auf der Treppe, die dort verweilten.
Noch waren wir einiger Maßen fit, so dass wir es noch weiter nördlich zum Piazza di Popolo geschafft haben. Auf dem Piazza di Popolo befindet sich das alte Stadttor, das als Einstiegspunkt von Reisenden aus dem Norden diente. Neben den Zwillingskirchen waren auch auf diesem Platz sehr viele Menschen anzutreffen. Allerdings waren die dort gekommen um den Carnevale Romano zu feiern. Wir waren dort die Einzigen, die dort nicht verkleidet waren. Etwas schauten wir uns das Spektakel an und gingen abschießend zur Spanischen Treppe zurück um dort mit einem Abschlusseis etwas auszuspannen und den Tag Revue passieren zu lassen.
Aber um alles Revue passieren zu lassen, dafür war der Tag noch nicht passé genug. Wir fuhren mit Metro und Bahn zurück nach La Giustiniana um unweit vom Hotel in einer Pizzeria, die wir am Vortag schon gesichtet hatten, zu dinieren. Wir haben dort zunächst Pasta gegessen und 1 Liter Rotwein mit runter gespült. Da Pastagerichte in Italien mehr als Vorspeise dienen, haben wir jeweils noch eine Pizza zum Mitnehmen bestellt. Die Pizza, die in Rom zubereitet wird, ist völlig anders als in Deutschland. Der Pizzateig ist so dünn wie schwedisches Skörbrot, dünnster schwedischer Knäcke so dünn wie Esspapier.
Beim Bezahlen war es dann endlich so weit. Der Opa von der Pizzaria, der nur italienisch beherrschte, hat kassiert und ich wollte auf 30 € aufrunden. Ich habe mit den Fingern eine 3 und das „OK-Zeichen“ für eine Null gezeigt. Bei dem Zeigen ist mir eine Galileo-Folge in den Kopf gestiegen in der gezeigt wurde wie man Leute im Ausland beleidigt. In Südländern gilt das „OK-Zeichen“ auch als Zeichen „Du bist ein Ar***loch“. Das wurde mir aber bei der Aktion bewusst und der Opa schaute hin. Er meinte OK, hat nichts mehr gesagt und wir sind rasch aus der „Pizza-Bar“ geflüchtet.
Den Tag haben wir mit Pizzaessen auf dem Hotelzimmer beendet. Am Folgetag wagen wir den Zeitsprung in die Vergangenheit ins „alten Rom“.