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Mit dem SEAT LEON quer durch Europa (Tour 2014)

Nach meiner Europa-Tour ist es wieder an der Zeit, meine gesamelten Eindrücke über meinen SEAT LEON 5F FR (184PS TDI) hier zu dokumentieren. Die Tour begann am 04.04. und endete am 21.04.2014. Davon war ich allerdings nur an 9 Tagen mit dem SEAT unterwegs und fuhr in der kurzen Zeitspanne 6050Km herunter.

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Zunächst fuhr ich von Lünen (bei Dortmund) quer durch Deutschland in Richtung München. Überwiegend gemütlich per Tempomat, aber ab und zu mit etwas Kitzeln des Gaspedals zeigte mein Tacho in Bayern einen Top-Speed von 248 Km/h. Mein bisheriger Geschwindigkeitsrekord und bin mir sicher, dass da noch etwas mehr geht. Auch bei 248 Sachen fühlte ich mich sehr sicher den LEON kontrollieren zu können.

Weiter ging es über Rosenheim, Salzburg zu einem Abstecher nach Hallstatt im Dachsteingebirge. Hallstatt ist UNESCO-Weltkulturerbe und es steht nochmal in kopierter Form in China. Dort hatte ich es zum ersten Mal mit leichtem Serpentin zu tun und musste dort das erste Mal erst Volltanken.

hallstatt

Nun folgte die Tauernautobahn nach Ljubljana. Das kostete mich 41,50 € (10-Tage-Vignette Österreich: 8,50, Pässe/Tunnel in Österreich 7 € und 11 € sowie Wochenvignette Slowenien: 15 €). In Slowenien werden die Vignetten per Video-Überprüfung kontrolliert. Dazu muss man durch eine Art Maut-Passage mit 20 Km/h fahren.

ljubljana

Nach einer kurzen Stadtbesichtigung in Ljubljana und einer riesigen Pizza mussten wir noch irgendwie unser Tagesziel Plitvicer Seen erreichen. Wir fuhren querfeld ein und haben Straßen gefunden, die ich sehr gerne mag. Straßen, die sich durch das Hochland eng winden, teils Serpentin und Kuppeln, hinter denen sich immer eine Überraschung gefand. Die Stärke des Motors konnte ich in den Serpentinen wunderbar ausspielen und so konnten mal 2-3 Autos bergaufwärts überholen. Der Anzug des Diesels ist phänomenal. Die Straßen verengten sich und es wurde 100 km vor dem Ziel dunkel. Da dort Gegenverkehr sehr rar war, konnte ich überwiegend mit LED-Fernlicht fahren. Somit wurden Ziegen, Füchse, Rehe und Hasen früh gesichtet. Paar mal musste ich die Scheinwerferreinigungsanlage einschalten, damit die Leuchtkraft weiterhin gegeben war. Am frühen Abend sind wir an der Pension angekommen.

Plitvice

Den Nationalpark Plitvicer Seen mit seinen unzähligen Wasserfällen haben wir am Folgetag besucht und fuhren danach mit der gut ausgebauten kroatischen Autobahn mit Tempo 133 Km/h laut Tacho und Tempomat nach Biograd na Moru, wo wir dann für eine Woche das Auto gegen ein Segelboot eingetauscht haben.

Nach der Woche setzten wir mit insgesamt 4 Personen und einem lückenlos gefüllten Kofferraum die Rundtour fort. Die nächste Station führte über Bosnien und Herzegowina nach Dubrovnik, Kroatien. Ein Tag später fuhren wir über Bosnien und Herzegowina und Montenegro nach Albanien, wo die Straßenverhältnisse nicht ganz so optimal waren wie in den Ländern zuvor. Ich kämpfte mit mit dem LEON durch das Großstadtgewusel Tiranas durch. Es war da schon etwas schwierig zu fahren, da auf der 5-spurigen Straße und Kreisverkehre niemand wirklich die Fahrspuren benutzte. Es ging chaotisch voran und bin auch heile zum Hotel gekommen.

Wir setzten unsere Reise nach Athen, Griechenland fort und kamen leider nicht an diesem Tag am Ziel an. Je weiter wir in den Süd-Osten Albaniens kamen, desto schlimmer wurden die Straßenzustände. Echt verrückt, dass das SEAT-Navigation aber auch meine Navigon-App im Smartphone überhaupt dieses als „normale“ Straße kannten. Immer mehr Schlaglöcher waren zu zählen bis wir bei Gramsh eine gesperrte Straße vorfanden. Diese Straße war allerdings täglich eine Stunde für den Straßenverkehr geöffnet. Glücklicher Weise mussten wir nur 3/4 Stunde warten, bis sich die Schranken öffneten. Die Durchfahrt entpuppte sich als ein großer Fehler. Dahinter wurde die Schranke wieder verschlossen und LKWs versperrten den Rückweg. Wir mussten also dadurch, wenn wir nicht mitten in der Pampa übernachten wollten. Für die nächsten 30 Km ging es mit Schritttempo voran. Zuvor habe ich nur in Alpträumen von solchen Buckelpisten geträumt und hatte echt Angst um den LEON. 30cm tiefe, von LKW und Geländewagen ausgefahrene Mulden dominierten die Strecke. Die Breite der Straße reichte grademal für ein PKW aus, während am Rande es ungesichert in den Abgrund ging. Damit ich über diesen Mulden unterbodengeeignet sicher hinüberkam, manövrierte ich den tiefen FR über die aufgehäuften Rändern der ausgefahrenen Mulden, die die anderen Fahrzeuge mit ihren Rändern aufgehäuft haben. Etwas Schlamm kratzte über den Unterboden.

Die Beschreibung der Straße findet man unter dem Suchbegriff „Gramsh“:

Da die Straße von Gramsh nach Korça nur sehr schlecht befahrbar ist und regelmäßig unterbrochen wird, ist der Ort eigentlich nur über Elbasan zu erreichen.

Nach ca. 3 Stunden erreichten wir wieder aphaltierten Boden und es brauchte nicht lange, bis ein Reifen holperte. Jawohl, mitten im Niemandsland zwischen einem Gebirgsbach und den Bergen hatte ich einen Plattfuß. Erst das ganze Gepäck aus dem Kofferraum geräumt um an Notrad, Wagenheber und Felgenschloßschlüssel zu kommen. Alles ließ sich auch super finden, bis auf diesen winzigen Felgenschloßschlüssel. Echt toll. Daheim habe ich ihn zum Mitnehmen bereitgelegt, aber denoch liegen gelassen. Ich habe sofort meine Versicherung telefonisch kontaktiert und meinen Standort (keine Straße/kein Dorf in Sicht) per Grad, Minuten und Sekunden angegeben. Laut Versicherung sollte ich mir keine Sorgen machen, denn auch Albanien hat ein großes Pannennetzwerk und man bemühe sich eine Lösung zu finden. Es vergingen 1, 2, 3 Stunden bis die Versicherung mich zurückgerufen hat.

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Die Hiobsbotschaft folgte direkt mit den Worten: „Herr Schwarz, Sie befinden sich in einem sehr komischen Land. Uns wurde keine Hilfe zugesagt“. Der Versicherungskaufmann hatte kaum aufgelegt, da kamen plötzlich 3 vollbesetzte, albanische Autos an und umzingelten uns. Dunkle, bärtige Typen mit Tarnfleckhosen stiegen aus und kamen in unsere Richtung. Ich dachte nur, nun ist es vorbei. Entweder holen die Albaner eine Knarre raus, fordern den Autoschlüssel rauszurücken oder würden das Auto von außen demolieren. Wir hatten echt Schiss und schlossen direkt Fenster, Türen und Schiebedach. Einer klopfte an der Tür. Es war wahrscheinlich der Anführer der Gang und fragte auf gebrochenem Englisch, ob sie uns helfen könnten und dass sie nur zum Fischen hierhergekommen seien. Sie wollten uns tatsächlich helfen und haben so etwas wie ein Felgenschloss noch nie gesehen.

Der Reifen hatte schon ein riesiges Loch, dennoch versuchten sie mit einem Kompressor noch Luft einzupumpen um zum nächsten Dorf zu kommen. Zu groß war das Loch und die Luft strömte innerhalb einer Sekunde wieder raus. Sie zücken alle Handys und klingelten zum nächsten Dorf durch. Gerafft haben Sie das Prinzip eines guten Felgenschlosses nicht, denn aus dem Dorf brachte einer für eine Knarre ein Bit, der sicherlich auf jedem normalen Radbolzen passen würde. Ich fuhr dann mit Schritttempo auf dem kaputten Reifen 2-3 km bis nach Maliq, wo sich die nächste Werkstatt befand. Dort versprach man mir mehr Möglichkeiten das Felgenschloss aufzuknacken.
Es war eine völlig verdrehte Welt für mich, denn ursprünglich habe ich die Felgenschlösser nachträglich u.a. gegen Albaner montiert und nun helfen Albaner mir in dieser Lage. Mein Weltbild hat sich schlagartig geändert. Die Albaner waren normale Leute vom Land und dort, so sagten sie mir, seien sie anders als in der Stadt und jeder hilft hier jeden. Sie meinten auch, dass sie sonst noch nie einen Deutschen hier gesehen haben. Außerdem wunderten sich die Albaner, dass ich mit dem tiefen FR über Gramsh gekommen bin und bin dort sicherlich zur Legende geworden. Sie meinte dazu nur, dass es in Richtung Gramsh nur mit einem Defender gehen kann. Ich habe das Gegenteil bewiesen. 😉

An der Werkstatt angekommen, rief mich die Direktion aus Tirana an und erkundigte sich über meine Situation und Wohlbefinden. Sie bot mir an die Reparaturkosten zu erstatten und ggf. eine Übernachtung in der nächst-größeren Stadt zu stellen. Wir warteten erstmal mit der Übernachtung ab, denn wir wollten auch an dem Tag weiter vorankommen. Die Albaner tüftelten weiterhin an einer Lösung. Zunächst versuchte ein Werkstattmitarbeiter in dem gehärteten Edelstahl des Felgenschlosses mit Hammer und Meißel ein Kreuzschlitz zu schlagen und dabei das notwendige Drehmoment zu erhalten. Bis auf die Macken in der Felge rund um den Bolzen, haben sie es nicht geschafft das Felgenschloss zu bewegen. Zwischenzeitlich hatte ein Albaner uns gefragt, ob er nach Hause fahren sollte um uns Essen und Kaffee zu bringen. Ich war echt baff. Nach weiteren 2-3 Stunden kamen sie dann auf die finale Lösung. Sie schweißten einen normalen Radbolzen an das Schloss und bekamen mit vorsichtiger Drehbewegung das Felgenschloss ab. Alle schrien „Hurra“. Das Notrad war dann schnell montiert und wir haben einen weiteren Plan wegen der bereits vorangeschrittenen Zeit ausgeheckt. Wir wollten in Griechenland eine größere Stadt aufsuchen und dort übernachten um am nächsten Morgen einen „richtigen“ Reifen zu kaufen.

Mit Erleichterung dieses Problem endlich gelöst zu haben, fuhren wir weiter Richtung Korçe. Nach 2-3 Km beobachteten wir, dass eine Horde von 10-15 verwilderter Hunde links parallel am Fahrbahnrad parallel mit dem LEON galoppierten. Einer davon hatte die Größe eines Labradors und beschloss plötzlich einen Rechtshacken zu machen und direkt vor meiner Karre zu rennen. Ich machte direkt eine Vollbremsung. Es krachte dumpf und der Hund gab einen kurzen, jammernden Ton von sich. Der Wagen stand still und dachte die Töle überfahren zu haben. Doch irgendwie rollte der Hund sich vorne weg und rannte davon, als sei nichts gewesen. Was der Hund genau am Fahrzeug angerichtet hat, sah ich erst am Folgetag in Griechenland. Mit einem leichten Schock erreichten wir die auf 1.500 m gelegende Grenze nach Griechenland und wurden vom Zollbeamten mit den Worten „Welcome to Greece“ begrüßt. Durch hohen Bergstraßen erreichten wir unser Ausweichort Florina und checkten dort in einem Best Western Hotel ein. Nach einem sehr späten Snack in der Stadt, da wir in Griechenland auch noch die Uhren eine Stunde vorstellen mussten, war der Tag dann auch endlich und entlastend gelaufen.

Vor dem Frühstück bat ich den Hotelier mir einige Adressen herauszusuchen, wo ich nach dem Auschecken einen richtigen Reifen kaufen und montieren lassen könnte. Bei einigen Händlern klingelte er durch. Das beste Angebot war ein Reifenspezialist in Florina, der allerdings erst am Nachmittag einen passenden Reifen geliefert bekommen hätte. So lange wollten wir nicht warten und habe vor dem Frühstück noch das Auto am Hotel umgestellt, denn es stand 3 Straßen weiter. Dabei bemerkte ich erst, was der Hund in Albanien alles kaputt gemacht hat. Es klaffte ein riesiges Loch im oberen Frontgitter, das FR-Emblem ging verloren, das untere Frontgitter war gerissen und das Kennzeichen hatte auch eine leichte Delle. Nach dem Frühstück fuhren wir dann an den Stadtrand Florinas und ich entdeckte eine größere Reifenwerkstatt. Ich hatte ein gutes Gefühl, dass die einen neuen Reifen für den LEON haben und fuhr gleich ran um nachzufragen. Der Monteur konnte etwas Deutsch, aber zusammen mit Handzeichen klappte die Verständigung ganz gut. Die hatten nur einen gebrauchten Reifen in meiner Größe. Das war mir egal dort egal, Hauptsache weg vom Notrad und einen richtigen Reifen drauf. Die Kosten für den Ersatzreifen sowie die Notübernachtung versuche ich über meine Versicherung geltend zu machen. Ich meine für eine Aussage wie: „Herr Schwarz, Sie befinden sich in einem komischen Land. Uns hat man keine Hilfe zugesagt. Tut mir leid.“ wäre es auch für eine Wiedergutmachung ein absolutes Muss meiner Versicherung. Schließlich bezahle ich ja auch für den Ausland-Schutzbrief.

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Es ging über gut ausgebaute Straßen über Kozani nach Larissa und habe mir auf den Straßen über den Bergen ein kleines Rennen mit einem schwarzen 1M FR geleistet. Meiner zog wesentlich besser und lag deutlich besser in den Kurven. Das Vorgängermodell benutzte um schneller durch die Kurven zu kommen auch die linke Fahrspur. Dieses fand ich schon sehr albern und blieb stets auf der rechten Fahrspur. Im Gegensatz zu Albanien sieht es in Griechenland schon viel ordentlicher aus und auch die Armut, die wir ständig in Albanien und Montenegro gesehen haben, fanden wir bei den Hellenen nicht. Dieser Kontrast sahen wir sofort, obwohl beide Länder Nachbarländer sind. Ab Larissa konnten wir über Lamia durchgehend mit der Autobahn nach Athen fahren. Gestoppt wurden wir oft von Mauthäuschen. In Griechenland haben wir für insgesamt 800km 49,50,- € an Maut bezahlt. Gegen 15 Uhr haben wir das aller erste Mal die Akropolis erblickt und fuhren durch den hektischen Verkehr Athens zum Hotel Katerina, dass sehr zentral lag.

Wir machten uns auf den Socken um Athen zu erkunden. Es ging über das Stadtzentrum, über den Stadtgarten zum archäologischen Zentrum. Von dort ging es weiter rauf zur Akropolis und knipsten ein paar Fotos. Sebastian wollte ein Foto mit der Akropolis und einem Stofftierdrachen im Vordergrund schießen. Dieses sahen die Sicherheitsangestellten, schreiten Sebastian an dieses zu unterlassen und er sollte die Stofftierdrachen-Fotos direkt vor ihm löschen. Abschließend folgte die Begründung: „Don’t shot photos with the teddybear for respect of the monument!“. Unterhalb der Akropolis suchten wir eine Taverne auf wo ein Keller uns versprochen hat, keine Touristenpreise zu haben. Wir nahmen in einer gemütlichen Gasse Platz, der alte Kellner reichte uns die Speisekarte und stellte eine Flasche Wasser auf den Tisch. Da wir doch nicht mit den Preisen einverstanden waren, wollten wir dort nichts essen. Der Kellner war sauer und wollte für die normale Flasche Wasser satte 5,- € haben. Mittlerweile wurde es dunkel und zogen durch das illuminierte Athen. Gegessen haben wir gut und angemessen direkt gegenüber vom Hotel und bin seit dem wieder Fan von gebackenem Fetakäse.

Schneller als rein ging es wieder aus Athen wieder heraus. Seit dem chaotischen Verkehr in Tirana hatte ich auf dieses hektische Gehupe und Gedrängel keine Lust mehr. So ging es ab dann immer mit lautem Trance und geöffneten Fenster inkl. Schiebedach durch die Hauptstädte. Das Feeling war seitdem ganz anders. 😉 Nonstop (fast wegen den Mauthäuschen) ging es auf der Küstenautobahn an der Ägäis über Lamia und Larissa nach Thessaloniki, Region Makedonien. Schön wieder die Verwendung des Tempomates, da das Tempo gut 500 Km konstant gehalten werden musste. Unschön dagegen der Regen über die gesamte Tagesetappe der nur den Vorteil brachte, das Auto ein erstes Mal gründlich abzukärchern.

Trotzdem hatten wir sehr viel Glück, denn direkt am Stadtrand Thessalonikis hat es aufgehört zu regnen und der Regen kam im weiteren Tagesverlauf auch nicht wieder. Dafür war es nur um die 11° C und stellte zu Athen, dort waren es pralle 28° C, den Kontrast her. Selbst im kleineren Thessaloniki herrschte das Chaos. Alles parkte in 2. Reihe und minutenlang ging nichts mehr. Die Innenstadt sah mit den vielen Basarständen schon sehr orientalisch aus. Das könnte daran liegen, das Thessaloniki Geburtsstadt von Mustafa Kemal Atatürk ist somit Keimzelle der modernen Türkei ist und unweit (ca. 300 Km) von der türkischen Grenze gelegen ist. So wie die Thessaloniker hielt ich auch in der 2. Reihe am Hotel mitten auf der lebendigsten Einkaufsstraße der Stadt. Marten machte im Hotel alles klar und ließ sich den Weg zum Parkhaus erklären, den eine Parklücke in Thessaloniki zu finden ist wesentlich schwieriger als in Köln.

Wir checkten ein und erkundeten die Stadt, die doch sehr übersichtlich und am Meer gelegen ist. Zu später Stunden flanierten wir über die Promenade und „Yes“, ich habe den ersten Caipirinha entdeckt und gleich geordert, den ich vergeblich schon in Biograd, Dubrovnik, Tirana und Athen gesucht habe. Nach einem kurzen Proviantkauf am Kiosk, den hier konnte man noch gut in der Währung EURO bezahlen, ging es zurück ins Hotel. Insgesamt fand ich Thessaloniki internationaler als Athen, denn hier konnte man auch internationale Geschäfte finden. In Athen herrschte ein Schilderwald mit griechischen Buchstaben. Ich fühlte mich wie ein Legastheniker, denn Buchstaben die man nicht entziffern kann, die machen einfach kirre. Das ist ganz anders als eine Sprache mit lateinischem Zeichensatz, die man nicht versteht.

Am nächsten Morgen machten wir uns nordwärts auf und verließen die ägäische Halbinsel. Mit einer Schnellstraße sind wir rasch an die Grenze nach Mazedonien gekommen. Nach erneuter Passkontrolle dauerte es nicht mehr lange, bis wir eine Autobahn erreichten. Zuvor stellten wir fest, dass auf diesem Abschnitt der Tour am meisten verwilderte Hunde die Straßen kreuzten. Die Freude schnell voranzukommen verflog rasch, denn sie war durchsiebt mit riesigen Schlaglöchern. Für die Autobahn, die wir komplett von Süd- bis Nordmazedonien benutzten, zahlten wir auch nur lächerliche 2,58 €. Von diesen Preisen können Sie auch nichts Gutes aufbauen. Allerdings die Landschaft war sehr schön. Viel Grün, Hügel und Weinanbaugebiete waren zu sehen. Neben den schlechteren Straßen konnten wir auch mittels Beschilderung mit kyrillischen Buchstaben feststellen, dass wir nicht mehr in Griechenland sind.

Nach dem Passieren der Abbiegeschilder, die die Richtungen nach Skopje und Sofia zeigten, erreichten wir das EU-Anwärterland Serbien. An der Grenze habe ich ein Schild entdeckt das uns sagen sollte, dass das Mitführen eines Feuerlöschers im PKW Pflicht sei. Neben den Reisepässen verlangte der Zöllner Fahrzeugschein und die grüne Versichertenkarte. Nach einem Feuerlöscher wurde nicht kontrolliert und so konnte die Reise Richtung Belgrad fortgesetzt werden.

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Wir hatten laut Schildern noch die Wahl zwischen Pristina, Hauptstadt des Kosovos, sowie Bukarest zu wählen. Belgrad war unser Ziel und das sollte auch ohne Umwege erreicht werden. Aus einem Mix aus Autobahn und etwas Landstraße zwischendurch, mussten wir insgesamt in Serbien 10,91 € an Mautgebühren bezahlen.

Belgrad haben wir mitten im Berufsverkehrschaos angefahren. Belgrad war zwar einer der größten Hauptstädte, die wir besuchten und war definitiv die Hauptstadt mit den aggressivsten Autofahrern. Verstopfte Straßen, Gehupe ohne Ende und sehr dreistes Gedrängel gehören wohl hier zur Tagesordnung. Wir haben beobachtet, dass die Serben auch immer ihr eigenes Recht aus jeder Situation einholen. Dazu zählt auch das Auffahren auf eine Hauptverkehrsstraße ohne zu gucken. Derjenige, der den Zentimeter vorne hat, hat immer Recht und kann nur mit Stoßen (wie beim Stockcar) abgewendet werden. Ohne eine Blechschaden aus dieser Stadt herauszukommen, wäre wohl eine Kunst.

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Mein erster Eindruck von Belgrad war…. Wie soll ich es am besten beschreiben??? Mutmaßlich mit den Worten: Willkommen in der DDR. Riesige Plattenbauten dominierten die Skyline zwischen Donau und Sava. Direkt an der Brankova, einer sehr verkehrsfrequenzierten Straße, lag unser super-modernes Hotel Srbija Garni. Leider sind wir von der falschen Straßenseite gekommen, so dass wir einen weiten Umweg 2x über die Donau (über die Brankov Most) mussten und dabei ein waghalsiges Wendemanöver auf einer riesigen Kreuzung durchführen mussten.

Nach dem Check-In musste selbstverständlich auch diese Stadt erkundigt werden. Nach einem Mittagessen in der Fußgängerzone Belgrads und einem Stückchen Kuchen machten wir uns zu Fuß auf zur Burg. Nach diesem kurzen Ausflug ins Mittelalter fing es an zu regnen und dass dann auch den ganzen Tag über. Ich habe es ehrlich gesagt erwartet und gleich meine SLR-Kamera im Hotel gelassen. Ersatzweise musste meine kleine Kompaktkamera für diesen Ausflug ihren Dienst erfüllen. Nach einem Kreuzug durch die Stadt besuchten wir die serbisch-orthodoxe Kathedrale Hl. Sava, dem größten christlichen Gotteshaus des Balkans. Nach einem Absacker an der Hotelbar wurde dann auch Belgrad auf der Liste abgehakt.

Am nächsten Tag schien wieder die Sonne und saßen uns nach dem Frühstück wieder ins Auto. Es war Karfreitag und deshalb waren die Straßen Belgrads an diesem Tag sehr leer. Die Fahrt durch Belgrad verlief total entspannt und ohne Hektik wie am Tag zuvor. Wir fuhren westwärts Richtung serbisch-kroatische Grenze, die Grenze zur EU. Allerdings mussten wir uns da in einer längeren Schlange anstellen und warten. Gut und schwer bewaffnet waren die Kontrolleure.

Grenze nach Kroatien

Grenze nach Kroatien

Es ging daraufhin in Kroatien weiter und fuhren mit der gut ausgebauten Autobahn durch die Region Slawonien parallel zur Save bis wir die kroatische Hauptstadt Zagreb erreicht haben. Da schon hinter der Ortsausfahrt die Stadt sich in viel Grün präsentiert hat, war sie mir sofort sympathisch. Es ging im Zick-Zack durch die Altstadt bis zum Hotel Ilica, dass auch das perfekt in der City lag. Der Hotelier hat uns schon draußen im schönen überdachten Innenhof gegrüßt und hielt uns für die Deutschen, die zuvor angerufen haben sollten. Wir hatten nicht angerufen und wurden vermutlich mit anderen verwechselt. Dazu später. Erst rannte der Hotelier mit uns nach oben und präsentierte uns die Räume und sowie die schicke Terrasse.

Innenhof Hotel Ilica

Innenhof Hotel Ilica

Auch für Zagreb haben wir wieder nur einen Tag zur Verfügung und machten uns wieder auf Sightseeing-Tour. Erst die lange Einkaufsmeile Ilica Richtung City, dann kletterten wir den Berg Lotrščak hinauf, spazierten über die Altstadt Sv. Mark mit dem bunten Mossaikdach steht. Anschließend besuchten wir die Kathedrale, schlenderten durch die schicke Fußgängerzone. Dann über den gepflegten König-Tomislav-Platz Richtung Bahnhof, zum zentralen Ban-Jelačić-Platz bis wieder zurück zur Fußgängerzone wo wir ein nettes Brauhaus gefunden haben. Ich fand es schon etwas witzig, denn die Kellner haben die Mentalität der Kölner Köbes nachgeahmt. Es war super lecker und sportgünstig. Für einen Grillteller mit Speck und Bohnen und Pommes als Beilage habe ich umgerechnet grade mal 6,50 € bezahlt. Das Bier war nicht inbegriffen, darf es aber auch nicht unerwähnt lassen. Es war Eigenbrau und in 6 verschiedenen Sorten bestellbar. Dieses Brauhaus, das Brauhaus Pivnica Medvedgrad, kann ich jeden empfehlen, der Zagreb oder die nähere Umgebung aufsucht.

Wir kehrten gestärkt wieder ins Hotel zurück und machten uns auf der gemütlichen Terrasse noch einen schönen Abend.

Nach dem durchaus übersichtlichen Frühstück packten wir unsere Sachen und wollte auschecken. Da stellte sich heraus, dass der Hotelier uns ein falsches und günstigeres Zimmer zugeteilt hat. Wir haben uns nicht beschwert, da wir ein Apartment mit 2 Schlafräumen bekommen hatten. Wir konnten die Kosten um die Hälfte runterhandeln, da es ja nicht unser Fehler/Problem war und machten uns dann schnell vom Acker, bevor es sich der Hotelier doch noch anders überlegt hätte. Wir hielten ihn sowieso als verrückt.

Die letzten Kunas habe ich noch bei Zagreb in den Tank verschossen, ehe es in das Land der Forinten ging. Nach knapp 100 Km haben wir die Grenze nach Ungarn erreicht. An der Grenze waren wir so gut wie alleine, trotzdem nahm der Grenzbeamte unsere Reisepässe ab und verschwand für fast eine halbe Stunde in sein Grenzhäuschen. Komisch war das schon, aber dann gab es doch die Entwarnung. Wir erhielten die Dokumente zurück und durften passieren.

Von der Landschaft her war es genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Eine Hügellandschaft mit bunten Feldern aus Mais, Korn, Mohn und Raps. Auch die Raststätte, an der wir kurz Rast gemacht machen und dafür die Autobahn verlassen mussten, war sehr stilvoll eingerichtet und sauber.

Mauthäuser oder Vignetten ans Auto kleben gibt es nicht in Ungarn. Das funktioniert komplett anders. Bevor man die Reise nach Ungarn antritt, muss per Internetbestellung oder SMS das Kfz-Kennzeichen der Mautgesellschaft gemeldet und die Maut vorher bezahlt werden.

Wir erreichten unser Zwischenziel, den Balaton (Plattensee) und hielten in Balatonberény an und schauten uns die Umgebung zu Fuß an. Nachdem wir festgestellt haben, dass der Balaton sehr dreckig aussieht und die Autos im See gezählt haben, machten wir uns nach Budapest auf.

Nonstopp erreichten wir die Hauptstadt und fuhren direkt zum Hotel Castle Garden direkt an der Burganlage Budas, checkten in das tolle 4-Sterne-Hotel ein. Nur kurz für den Background. Budapest bestand damals aus 2 Städten, Buda und Pest. Buda ist dort wo die Burganlage auf ihrem Berg errichtet wurde. Passiert man von dort die Donau mit der bekannten Kettenbrücke, so betritt man Pest. In Pest befindet sich die Neustadt mit dem ich der Nacht prächtig angeleuchteten Parlamentsgebäude und der zweitälteste U-Bahn-der Welt.

Es gab wieder viel zu sehen und deshalb machten wir uns direkt nach einem leckeren Gulasch wieder auf die Socken. Zunächst betraten wir die Burganlage im Burgviertel und besichtigten Fischerbastei (super Panoramablick auf Donau, Kettenbrücke und Pest), die Matthiaskirche und das königliche Schloss. Dann gingen wir über eine langgezogene Treppe in Serpentin den Burgberg hinunter und nutzten wegen dem Besucherandrang nicht die Standseilbahn. So sind wir auch direkt an der Kettenbrücke angekommen. Wir überquerten sie und sahen uns zunächst das Parlamentsgebäude an. Anschließend kauften wir in der U-Bahnstation Vörösmarty tér Tickets für die Földalatti (Ungarn) Dabei hat der Bezahler fast seine Kreditkarte am Schalter vergessen. Wir fuhren fast komplett die Linie M1, die älteste Linie und Bahn Budapests, ab. Dieses muss man als Tourist in Budapest unbedingt mitmachen.

Wir stiegen an der Station Széchenyi fürdő aus und überquerten direkt dort wie Moses zu Fuß einen Weiher im Stadtpark. Dann flanierten wir über dem Platz des Milleniumsdenkmals und daraufhin folgten wir mit Stadtvillen umschlossene Straße Andrássy út bis ins Stadtzentrum Budapests. Über den Marktplatz, wo wie auf dem Münchener Vikualienmarkt Spezialitäten und Köstlichkeiten zu kaufen waren, gingen wir die Haupteinkaufstraße Váci utca ab und besuchten die Ice Bar Budapest. Nach dem Absacker im Poncho am Nordpolarkreis kletterten wir ohne Poncho auf den Gellérthegy (Gerhardsberg) und schossen von dort an der alten Zitadelle einige Fotos. Abschließend spazierten wir über die prachtvolle Burganlage Budas und kehrten in das Hotel wieder ein.

Nach einem sehr genialen Frühstück quetschten wir unsere Koffer wieder in den LEON und machten uns nun zum letzten Etappenziel unserer Europareise auf. Bis zum Passieren der Grenze ist nichts Spannendes passiert. Gleich hinter der Grenze befolgte ich die Beschilderung (max. 80 Km/h) und beschleunigte direkt hinter der Beschilderung zum Autobahnbeginn. Wenige Sekunden später stand dann die österreichische Polizei am Straßenrand mit dem Handlaser und stoppten mich mit einer Geschwindigkeit von 114 Km/h. Was ich gelernt habe ist, dass nach dem Schild Autobahnbeginn nicht die Tempobegrenzung aufgehoben wird.

Dieses Missverständnis meinerseits schilderte ich dem Polizisten auch so und er glaubte mir auch. Statt eine vierstellige Summe bezahlen zu müssen, rechnete er mein Vergehen als Verwarnung ab. Er splittete die Strafe demnach in 4 kleineren Organstrafverfügungen gemäß $ 50 Verwaltungsstrafgesetz (auf deutsch: kleinere Bußgeldbeträge) auf und forderte mich als „Lenker des Fahrzeugs“ auf, demnächst die Tempobegrenzungen einzuhalten. Ich war zwar erleichtert, denn ich musste „nur“ 120 € bezahlen, aber trotzdem hat die Aktion mich an diesem Tag sehr runtergezogen.

Strafzettel in Österrreich

Strafzettel in Österrreich

Bis Wien war es dann auch nicht mehr weit und fuhren zum Hotel Meininger Down Town Sissi in Leopoldstadt. Das war auch sehr zentrumsnah gelegen und erreichten bei unserer City-Tour schnell den Schottenring. Eigentlich haben wir auch wieder alles gesehen, was es so in Wien gab. Ich habe nur etwas den Glanz von Wien vermisst, denn man sich so als Tourist vorab einbildet. Aber vielleicht war es auch die Strafe, die meine Stimmung bestimmt hat. Wir besichtigten Stephansplatz mit dem Stephansdom, die Hofburg, den Heldenplatz, Hotel Sacher, Volkstheater, Parlament, Hoftheater, das mächtige Rathaus, Votivkirche (die direkt geschlossen wurde), Schloss Belvedere mit der herrlichen Gartenanlage, Schmetterlingshaus, Prater (eine stationäre Kirmes) und das Hundertwasserhaus. Am Abend zogen wir nochmal Richtung Stephansdom los und aßen dort typisch österreichisch beim Chinesen. Papp satt kehrten wir ins Hotel zurück.

Es war das letzte Frühstück vor der Abreise und es war gut. Wir packten zum letzten Mal das Auto und fuhren durch den Stadtkern Wiens. Mit dem Auto bin ich die gestrigen Sehenswürdigkeiten nochmal abgefahren, ehe es dann über Melk und Enns nach Deutschland ging. Über Passau, Regensburg, Nürnberg und Würzburg sind wir in Frankfurt angekommen. Für Marten war die Reise schon zu Ende, denn er ist in Frankfurt Zuhause. Wir verabschiedeteten uns von ihm und fuhren dann weiter über Gießen, Siegen und Dortmund nach Hause

Fazit:
Die Fahrt über 6.000 Km war einfach nur der Hammer. Sehr viel gesehen und erlebt in sehr knapper Zeit. Klar hat das auch etwas geschlaucht, aber das habe ich dafür sehr gerne in Kauf genommen. Ich werde sicherlich nochmal so eine Tour durchführen.

Letztendlich ist zu sagen:

Alle Bilder zur Eurotour 2014

Dieser Beitrag wurde erstellt am 27. April 2014 von Christian Schwarz (chriz)

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